Der Tischler macht reinen Tisch. Jeden morgen gehe ich an einer kleinen Tischlerei vorbei, die mich oft daran gemahnt, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich einen anständigen Beruf erlernt hätte. Der Herr des Holzes ist dort meist allein zugegen, was mich oftmals neidisch über seinen Arbeitstag spekulieren lässt. Auch scheinen die Möbelstück, die sein Publikum von ihm verlangt meist der schöneren Art zu sein.
Wie viel man allerdings mit der Reparatur von Thonetstühlen verdient, scheine ich schwer überschätzt zu haben. Seit ein paar Tagen schon war kein Holzleimkünstler mehr zu sehen, wenn ich morgens an seinem Laden vorbei ging, gestern war die Werkbank verschoben und heute - zack, heute war der Laden leer.
Ob es das jetzt war? Seit langem stellte ich mir schon die Frage, wie viel Laufkundschaft eine Tischlerei wohl in der Hamburger Innenstadt abgreift. Wer sich hier ohnehin die Mieten leisten kann, sei mal dahin oder dorthin gestellt. Ich will nicht meckern, schließlich bietet sich meiner Mittagspause ein reichhaltiges Buffet der Eitelkeiten und Nahrungsquellen und was mein Arbeitgeber hier an Miete verbrennt, will ich lieber gar nicht wissen. Aber bei dem kleinen Tischler hab ich mich schon gefragt, warum er sich zwischen die Werbeagenturen und Lebensmittelspekulanten-Banken drängt. Wahrscheinlich haben die besagten Institutionen jetzt alle ihre Räume mit Thonetstühlen ausgestattet und der muntere kleine Handwerksmeister zieht weiter und spezialisiert sich irgendwo im Speckgürtel auf Biedermeier.
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