Montag, 13. August 2012

Nevermind the Buntstifte



Ich weiß nicht was der Song Belsen was a Gas genau bedeuten soll, fest steht das sein Verfasser Sid Vicious nicht unbedingt der großartigste Texter war. Ich mag den Song trotzdem, auch wenn damit zu rechnen ist, dass der Text wahrscheinlich Grütze ist - egal am Bass war er ja auch nicht gerade eine große Zupfnudel. Irgendwas muß ja aber jeder gut können und der Herr Vicious war immerhin an der Nadel ein ganz Großer.

Apropos Bassist, Dee Dee Romane hat ein Buch geschrieben übers New Yorker Chelsea Hotel und es wirbt auf dem Einband damit das es kein Vorwort von Sid Vicious enthält. Warum eigentlich das ganze Sex Pistoles Gesabbel? Ich hatte ein Bild für heute vorgesehen und dazu hätte der Belsen-Text sehr gut gepasst, außerdem gibt's noch ne Tee-shirt Geschichte vom WE, die zu den Pistolen paßt, aber dann sagte mir mein Rechner heute morgen, dass er das Medium auf dem der ganze Plunder gespeichert ist, nicht mehr lesen kann und nun will der den binären Tisch tabularasieren.

Apropos rasieren, "shave your Head and get a Tatoo" ist eine Zeile im Song "Drugs are Good" von NoFX, ein Song der, wie der Titel erahnen lässt, vor guten Ratschlägen nur so strotzt. Passend zu dem Song habe ich ein Tee-shirt, das allerdings vom Design her aussieht wie das legendäre "Nevermind the Bollocks" Album der Sex Pistols. Auf dem Shirt steht dann passenderweise "keep the world beautifull - cut your hair" - warum das da in der Pistols Typo steht weiß ich allerdings auch nicht.

Egal, am WE war ich einkaufen und während ich beim Gemüsedealer nach dem passenden Kleingeld für 1 Kilo Zwetschgen kramte, fragte mich die schockierte Verkäuferin, ob ich lange Haare wirklich so schrecklich finde. Auch wenn ich nicht sofort wußte, was die gute (selbst langbehaarte )Frau von mir will, konnte ich reinen Herzens sagen, das ich lange Haare im Idealfall nur völlig egal finde, meistens allerdings auch einfach nur scheiße. Ansichtssache - Haarspalterei.

Jetzt wirds herzzerreißend, auf dem Heimweg, beladen mit Zwetschgen und einem potentiellen Brathuhn für den christlichen Sonntag, kam ich am Altonaer Bahnhof vorbei, vor dem seit einiger Zeit ein Typ sitzt und versucht seine Zeichnungen zu verkaufen oder auch einfach nur zu zeigen und ein bißchen Geld dafür abzustreifen. Tief in sich versunken kauerte er elendig auf dem Boden und heulte Rotz und Wasser. Aus den verschluckten Klagelauten erging, dass er kein Geld für was zu Essen hätte und was ihn noch mehr zu schaffen machte, auch kein Geld mehr für neue Buntstifte. (sic!)

Mir ist ja im Prinzip scheißegal wofür jemand das Geld benutzt, wenn ich es ihm schenke; Wodka, Crack, Nutten oder Hedgefond Derivate - mir egal dafür verschenk ichs ja freiwillig, da muß ich mich immerhin nicht mehr um den weiteren Verbleib im Finanzkreislauf kümmern, aber Geld für Buntstifte (!) da wird jeder Grafiker weich. Also gab ich ihm eine Handvoll Münzen, und da ihm das mit den Buntstiften anscheinend wirklich auf der Seele brannte guckte er mich aus verheulten Augen an und fragte mich, ob ich ihm von dem frisch erlangten Geld nicht ein paar Buntstifte bei Rossmann um die Ecke besorgen könnte (wahrscheinlich wollte er seinen strategisch günstigen Platz nicht aufgeben).

Wie gesagt meinetwegen hätte er mit dem Geld machen können was er will, es muß scheiße genug sein, fremde Menschen um Geld anzubetteln, der vermeintliche Grund sollte nicht ausschlaggebend für die Spende sein, aber der Kollege meinte das mit seinem Buntstiften wirklich ernst. Also ließ ich ihn die paar Kröten behalten und kaufte ihm um die Ecke eine extra große Packung Buntstifte. Glücklich nahm er die Stifte entgegen und sollte er tatsächlich mal eines seiner nicht ganz talentfreien Bildern verkaufen, wäre mein Microkredit sogar noch eine sinnvolle ökonomische Investition über die reine Nettigkeit hinaus.

Und warum verreckt mir dafür der verkackte USB Stick?

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